10 Regeln für eine gelungene Transformation

1. Offenheit 

Wenn wir ein Problem haben, bedeutet das, dass wir etwas nicht verstehen, nicht fühlen, nicht sehen, nicht hören, nicht spüren, nicht wissen.

Ergo sind wir auf irgendeine Weise unbewusst. Wenn das bisherige Wissen oder die erreichte Bewusstheit ausreichen würde, hätten wir ja kein Problem. Es reicht also nicht, uns mit dem zufriedengeben, was wir kennen oder glauben zu wissen.

Was uns der Lösung eines Problems näherbringt, ist das, was wir nicht wissen. Wir brauchen die Offenheit, neugierig wie ein Kind zu sein.

Erforschen wir mal das Wort „Offenheit“ ein wenig: Im eigentlichen Sinne ist sie ein „Nicht-Wissen“. Dieses hilft uns wahrzunehmen, was wirklich geschieht.

Wir sind wie ein Forscher, der entdeckt, sammelt, notiert, staunt und jeder Information Beachtung schenkt. Und der besonders an denjenigen Vorgängen interessiert ist, die er nicht versteht.

Offenheit bedeutet auch, auf vorgefertigte Meinungen oder Buchwissen weitgehend zu verzichten, da sie uns des Öfteren verwirren können. Etwa in der Art: „Kopfschmerzen bedeuten unterdrückte Sexualität.“ Oder: „Eine Spinne im Traum symbolisiert deine Mutter.“

Vorgegebene Antworten, wie meine Erfahrung zeigt, werden dem Individuum meist nicht gerecht. Und bergen die Gefahr, dass wir uns im Denken und Grübeln festfahren, anstatt lebendige Erfahrungen zu machen.

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2. Verlangsamung

Um tiefe Lerneffekte zu erzielen, ist es am besten sich für die Übungen eine Auszeit zu nehmen.

Im Heldenreisen Workshop sind das meist vier Tage die ganz unter dem Zeichen der „Verlangsamung“ stehen. Denn Schnelligkeit ist ein Merkmal des Alltagsbewusstseins: Zu oft reagieren und handeln wir, ohne nachzusehen, nachzudenken, nachzufühlen.

Schnelligkeit bringt in der Selbsterforschung keine Effekte, denn jede Form von Bewusstheit geschieht langsam.

In der Selbsterforschung bedeutet Verlangsamung, inneren und äußeren Vorgängen in Ruhe und mit Achtsamkeit auf den Grund zu gehen. So nehmen wir Details wahr, die oft von großer Bedeutung sind.

Wenn das Alltagsbewusstsein einer Fahrt mit dem Auto durch die Landschaft entspricht, dann bedeutet Verlangsamung, zu Fuß durch die Gegend zu gehen oder an einem Ort zu verweilen und uns selbst in Frage zu stellen.

Für verlangsamte Beschreibungen des Zustandes benötigen wir Zeit. Wenn wir sie nicht aufbringen, begegnen wir möglicherweise dem Phänomen des Kreisens.

Kreisen bedeutet, dass ein Problem wieder und wieder auftaucht, weil wir es nicht angesehen oder es in Hektik übergangen haben. Dann wiederholt sich die problematische Situation so lange, bis die notwendige Bewusstheit entsteht.

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3. Akzeptanz 

Für uns bedeutet Akzeptanz, dass es in Ordnung ist, ein Problem zu haben.

Es ist völlig okay, etwas nicht zu verstehen, so zu sein, wie man ist, festzuhängen, etwas Ungewöhnliches zu denken oder zu fühlen, Angst zu haben usw.

Unser menschliches Grundbedürfnis ist es, dass unsere Gefühle und unser Erleben akzeptiert werden – auch von uns selbst.

Durch Akzeptanz schaffen wir ein Möglichkeitsfeld. Ein Problem zu haben und es haben zu dürfen, kann eine unglaubliche Erleichterung sein.

Viele Probleme verlieren allein dadurch einen Teil ihrer Kraft. Wenn wir sagen können „Ja, ich bin im Konflikt mit mir“, bringt uns das in eine innere Übereinstimmung. Andernfalls schaffen wir einen Mehraufwand, da wir zusätzlich mit dem Konflikt in Konflikt gehen.

Die Einstellung ist vor allem in der Selbsterforschung der Schlüssel. Was durch die Verlangsamung in die Bewusstheit gebracht wird, braucht Akzeptanz, um dort bestehen zu können.

Das heißt, wir kämpfen nicht mit dem Ereignis, sondern wir beschäftigen uns mit ihm und seinen Folgen. Akzeptanz hilft wahrzunehmen, was tatsächlich geschieht und erspart uns eine Gefühlsmanipulation.

Wahre Akzeptanz ist mächtig. Sie kann jegliche Art Widersprüche und auch die sogenannten negativen Seiten des Menschen integrieren.

Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir alles hinnehmen und passiv erdulden müssen. Vielmehr geht es darum, aus Ereignissen zu lernen und so über die derzeitige Begrenzung des Ichs hinauszuwachsen. Allerdings ist Akzeptanz kein Allheilmittel. Sie befreit nicht in jedem Fall von Sorgen und Leiden.

Doch sie führt zur Hinnahmebereitschaft – der Erfahrung, dass es eine Kraft gibt, die größer ist als das Ich. Manche bezeichnen sie als „das Unbewusste“, andere als „das Leben“.

Wir, die Heldenreisenden, nennen sie oft „das Selbst“.

Diese Kraft zeigt uns, dass wir das Leben nicht hundertprozentig kontrollieren können und nur eingeschränkte Macht über uns haben.

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4. Wertfreiheit 

Was bedeutet es, wenn wir etwas bewerten?

Tiefgründig ist das (Be-)Werten eine natürliche Begleiterscheinung von Identifikation. Viele von uns identifizieren sich mit unserem Ego. Die Wertung errichtet den Zaun um das Ich und schließt alles Fremde aus.

Das ist vor allem eine Schutzfunktion für die fragile Psyche. Doch wenn wir an Bewertungen festhalten, erschwert das gleichzeitig die notwendige Erweiterung, die wir auf der Heldenreise für die Reifung der Psyche brauchen.

Es ist wenig sinnvoll, wenn wir Teile von uns be- oder sogar abwerten. Jegliche Art von Wertung führt am Ende zu einer neuen Spaltung und somit in eine Sackgasse.

Deshalb ist es schlauer, erst einmal die betreffenden Anteile der Persönlichkeit genauer kennenzulernen. Dann können wir die erstaunliche Entdeckung machen, dass sie keine negativen Seiten haben.

Was immer wir tun, denken oder fühlen: Jeder Anteil unserer Persönlichkeit will einen bestimmten Aspekt des Menschenseins zur Geltung bringen und verfolgt tiefenpsychologisch gesprochen eine positive Absicht.

Sinnvolle Selbsterforschung weiß um die positiven Absichten aller Persönlichkeitsanteile. 

Selbsterforschung wertet nicht. Sie hilft den verschiedenen Teilen, sich so zu äußern und zu wirken, dass sie dem Menschen keinen Schaden zufügen, sondern zu seiner ganzheitlichen Entwicklung beitragen.

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5. Das Leben als Prozess verstehen 

In dem Moment, in dem wir anfangen, das Leben als Prozess wahrzunehmen, anerkennen wir die Tatsache, dass wir letztlich „nicht wissen“.

Wir wissen nicht, wie der Lebensweg verlaufen wird. Wir können Pläne machen, Ziele verfolgen, feste Vorstellungen pflegen. Doch unser Einfluss ist nur teilweise möglich, weil die Zukunft unbekannt ist oder wie es John Lennon mal formulierte:

„Das Leben ist das, was passiert, während man etwas anderes plant.“ 

Hindernisse tauchen auf, Erwartungen erfüllen sich nicht, und sicher geglaubte Abläufe werden gestört. Das Leben besteht aus Prozessen.

Jeglicher Versuch, es zu fixieren, mündet in Schwierigkeiten und Enttäuschungen. So gesehen ist jeder Versuch einer kontextunabhängigen Selbstzuschreibung („Ich bin…) zum Scheitern verurteilt, doch dazu später mehr.

Spätestens dann sind wir aufgefordert wahrzunehmen, was tatsächlich ist.

Was passiert wirklich?

In welchem Prozess befinden wir uns gerade?

Was will sich durch mich in die Welt ausdrücken?

Das Ich sieht das Leben, als wäre es eine Strecke. Sein Denken ist linear. Ungefähr so: „Heute mache ich dies, morgen das, übermorgen jenes.“ Prozesswahrnehmung dagegen erfasst das Leben als einen Tanz, d.h als Bewegung in einem dreidimensionalen Raum, in dem jeder Teil jeden anderen auf unvorhersehbare Weise beeinflussen kann.

Je nachdem, wo wir hinschauen, sind Teilbereiche bewusst. Doch dann bekommen wir von der Seite, von hinten oder oben einen Stoß und werden plötzlich in eine ganz andere Richtung gelenkt.

Die Prozesswahrnehmung des Lebens ermöglicht es, mit den Ereignissen mitzuschwingen und sich dem Unvorhersehbaren zu stellen.

Wir haben die Erlaubnis zur Veränderung, weil der Mensch selbst ein Prozess ist.

Dieses Verständnis des Lebens als Entwicklung ist für Selbsterforschung überaus wichtig.

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6. Timing und Rhythmus

Prozesse verlaufen nach eigenen Rhythmen und Dynamiken. 

Alle Entwicklungen benötigen Zeit. 

Entwicklungen sind Reifungsprozesse, vergleichbar mit Wachstumsvorgängen in der Natur. Ist die Zeit reif oder richtig, geschehen Änderungen oft wie von selbst und oft sehr schnell.

Häufig wollen wir Dinge zu früh, weil der Verstand so schnell ist. Wir haben etwas erkannt, und schon soll es umgesetzt sein.

Weil das nicht so schnell klappt, sind wir frustriert und wollen aufgeben. Aber es braucht länger, bis eine Lösung beispielsweise zur Gefühls- und Körperbewusstheit vorgedrungen ist und damit greifbar und umsetzbar wird.

Manchmal brauchen die Dinge ein wenig länger, um reif zu werden. Dann befinden wir uns in Schwierigkeiten, in Spannung, sind unzufrieden und ungeduldig.

Der Konflikt allerdings ist noch nicht deutlich genug. Das Thema liegt am Rande der Bewusstheit und hat das Ich noch nicht genügend gestört.

Möglicherweise führen deshalb Verdrängungsversuche oftmals zu einer weiteren Verschlimmerung. Wer also nicht sofort eine Lösung findet, macht nicht unbedingt etwas falsch.

Die richtige Zeit zu finden, ist ein ganz und gar individueller Vorgang. Es gibt keine objektiven Anhaltspunkte, es zählt nur die eigene Erfahrung bzw. der eigenen Prozess.

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7. Vertraue dem einzigen Zeugen 

Der Wert der eigenen Erfahrungen ist nicht zu überschätzen.

Selbsterforschung bedeutet, Antworten in sich zu finden und sich nicht an anderen zu orientieren. Wir sind unendlich vielen Einflüssen ausgeliefert.

Nahezu jeder fühlt sich bemüßigt, jedem zu sagen, was richtig oder falsch ist, wann wofür die richtige Zeit gekommen ist, was dann zu tun ist.

Wir fragen uns: Soll ich auf diese Menschen hören oder der eigenen Weisheit vertrauen? Es scheint leichter, sich an anderen zu orientieren. Die haben stets Lösungen parat, während die eigene Weisheit erst entdeckt werden muss.

Doch erliegen wir der Versuchung, eine fertige Lösung zu übernehmen, wird womöglich der Prozess der Selbstregulation gestört oder wir enden in einem „fremden“ Leben.

In vielen Fällen unterstützen die Ruckzuck-Helfer das Ich des Menschen und zementieren damit die sich bereits negativ auswirkende Einseitigkeit. Sie bestärken den Menschen darin, was er bewusst will, übersehen aber den unbewussten Willen, der in der Störung versteckt liegt.

Dadurch werden Veränderungsprozesse möglicherweise unnötig hinausgezögert.

Heilsam ist dagegen die Orientierung an der eigenen Wahrnehmung.

Sie ist die wertvollste Informationsquelle.

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8. Mut zur Selbstverantwortung  

Es erfordert Mut, auf sich zu hören.

Wer sich nicht an anderen orientiert, kann ihnen auch keine Schuld zuweisen.

Er ist einzig und allein für sich verantwortlich.

Doch hilft eine Schuldzuweisung, nur weil sie bequem ist? Ist es tatsächlich der Partner, der die Beziehung ruiniert hat? Ist es Zufall, dass ich immer an „den falschen Partner“ gerate?

Oder ist es nicht vielmehr so, dass ich eine Lektion noch nicht gelernt habe und deshalb diesen „schrecklichen“ Partner brauche, um mich zu verändern?

Niemand ist für mich verantwortlich.

Niemand schuldet mir etwas.

Es ist mein Leben. 

Es liegt an uns selbst, ob wir eine Möglichkeit zu leben entdecken, mit der wir zufrieden sein können. Manchmal gilt es, sehr intensiv danach zu suchen – im Inneren oder im Äußeren.

Die Heldenreise ist eine Chance, ein weiteres Stück Verantwortung für sein Leben zu übernehmen. Oder auch zurückzugewinnen.

Erst, wenn es uns gelingt die volle Verantwortung für unser Leben zu übernehmen sind wir eigentlich bereit in die Ganzheit des Lebens einzutauchen.

(Das Eintauchen lernen wir in dem Lovers Journey Retreat.)

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9. Nähe zulassen

Es ist nicht leicht bzw. ungefährlich Selbstorganisation in sich wieder zuzulassen.

Auch wenn wir mit dieser Fähigkeit geboren wurden und sie auf einer tiefen inneren Ebene nie verloren haben.

Ähnlich wie bei dem Renaturieren eines begradigten Gewässers braucht es hierfür geplante Schritte und Zeit. Einfach nur die Uferverbauung zu entfernen ist bei weitem nicht ausreichend.

Ufer und Gewässernahbereiche müssen abgeflacht, Strömungslenker eingebaut und ⁠Gewässerrandstreifen⁠ angelegt werden. Ähnlich ist es mit unseren Bewusstseinsstrom. Auch hier braucht es Behutsamkeit, Respekt und Geduld.

Es braucht die innere Stabilität um in Teilbereichen eine Eigendynamik wieder zuzulassen und den Mut zu haben manchmal am besten Nichtszutun.

Wenn wir zu früh die Schleusen öffnen bzw. die Grenze unachtsam oder gar mutwillig überschreiten, kann es zu einem Schock (Überflutung durch Eindrücke) kommen.

Daher ist es ratsam, nur das zu unterstützen, was bereits geschehen ist. Unbewusstheit und Entfernung haben eine wichtige Funktion.

Deshalb sollten wir auf der Heldenreise niemals daran arbeiten, uns selbst etwas nahezubringen oder bewusst zu machen, das nicht schon Thema der Selbstorganisation geworden ist.

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10. Fokus bestimmt die Erfahrung 

Wir bestimmen selbst, was geschieht.

Doch unbewusst.

Es geht darum, die unbewussten Vorgänge bewusst zu machen.

Die Hirnforscher bestätigen, dass wir unsere Wahrnehmung selbst erschaffen. In jeder Sekunde unseres Lebens erreichen uns Millionen von Impulsen. Darunter sind sowohl innere, körperbedingte als auch solche aus der Umwelt.

Unser Gehirn filtert sie entsprechend unserer Vorerfahrung und Aufmerksamkeit.

Beispiel: Je nachdem, welchen Beruf wir ausüben, werden wir verschiedene Dinge fokussieren. Beispielsweise, wenn wir unsere Freunde in ihrer neuen Wohnung besuchen, werden wir, je nach unseren Fokus, verschiedene Dinge wahrnehmen: ein Elektriker wird in jeden Strom-Kasten reinschauen, ein Designer den Blick auf die Raumgestaltung legen und eine Psychologin auf die zwischenmenschlichen Dynamiken in der Familie achten, etc.

Bedeutet das, das wir vorprogrammiert sind?

Nein. Es bedeutet nur, dass wir uns selbst unbewusst die ganze Zeit programmieren können. Um die Programmierung in unsere gewünschte Richtung zu lenken, brauchen wir Entspannung und Ruhe.

Erst wenn wir es schaffen, im Hier und Jetzt zu sein und überhaupt zu merken, was unsere Psyche die ganze Zeit anstellt, können wir beginnen, bewusst den Fokus zu wechseln.

Wie in der Metapher mit dem Tee: Das Alltägliche Bewusstsein schüttelt den Tee die ganze Zeit, was es unmöglich macht, die Teeblätter von der Flüssigkeit zu trennen. Erst wenn wir aufhören zu schütteln, klärt sich die Sache von allein. Die Teeblätter gleiten langsam nach unten und wir können den Unterschied klar sehen.

Lenken wir die Aufmerksamkeit auf bestimmte Aspekte unseres Erlebens, gelingt es uns, dort zu sein, wo wir sein möchten. Dadurch erlangen wir genau das, wonach wir die ganze Zeit streben.

Die Transformation unseres Lebens gelingt also mittels einer inneren Umstellung. Die Illusion unseres Egos, die auf Glückssuche gerichtet ist, kann durch den Fokus auf das schon vorhandene Glück des Selbst ersetzt werden.

Die Heros Journey befähigt uns, wie auch die Lovers- und Soul Journeys (vgl. die weiteren Retreats auf der Webseite)  – unser Innenleben aktiv zu erkunden und zu gestalten.

Leider ist es in unserer Gesellschaft nicht üblich, sich auf das Innere zu konzentrieren. Auch evolutionär betrachtet richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf die Objekte der Außenwelt. Denn in dieser erscheint das Er-Leben. Das Bewusstsein wird dort hingezogen, um entsprechend zu reagieren – eine Gewohnheit der ungebildeten Psyche.

Doch wir sind nicht gefangen, sondern können versuchen, unsere Gewohnheiten zu ändern und nach Innen zu schauen, anstatt uns wie ein einfacher Organismus nur von der Außenwelt lenken zu lassen. Gelingt das, öffnet sich eine Tür zum Hier und Jetzt. Und der gegenwärtige Moment kann ein Teil unseres Erlebens werden.

Dann kann der Mensch, das Geschenk der Innenschau erhaltend, einfach nur feiern: Der Held, er selbst, ist wieder nach Hause gekommen und gleichzeitig frei in seiner Wahrnehmung und Gestaltung.

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